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Dienstag, 6. Januar 2015

Das erste Mal in der Neurologie

Nach einer Wartezeit von ca. 4 Monaten, habe ich dann meine Termine bekommen für die neurologischen Untersuchungen. Heute weiss ich, dass solche Abklärungen enorm lange dauern, insbesondere wenn der Zustand nicht lebensbedrohlich oder stark verschlechternd ist. Damals wusste ich das noch nicht. Für mich gab es 2 Möglichkeiten. Entweder war mein Leiden wirklich nichts Bedeutendes oder man nahm mich nicht ernst. Ich konnte hier jedoch noch nicht beurteilen, was Sache ist.
Den ersten Teil der neurologischen Untersuchungen hatte ich bei einer Neurologin in einer normalen Praxis. Ich bin fast gestorben vor Angst, da ich mir überhaupt nicht vorstellen konnte, wie diese Tests ablaufen. Schlussendlich war die Aufregung umsonst, denn die Tests waren sogar recht witzig. Mit einem Zahnstocher wurde ich an diversen Orten gepiekst, um zu sehen, ob das Gefühl überall am Körper vorhanden ist. Danach wurden die Reflexe getestet, auch da funktionierte alles einwandfrei. Auch artistische Einlagen wie auf einem Bein durch die Praxis hüpfen oder mit geschlossenen Augen mit dem Zeigefinger die Nase berühren; Ich meisterte alles erfolgreich. Meine Augen und mein Geruchssinn wurden geprüft und die Ärztin konnte nirgends ein Defizit feststellen. Die letzte Möglichkeit war, mit einer grossen Spritze Nervenflüssigkeit aus dem Rücken zu ziehen. Dies sei jedoch ein Eingriff, den man im Spital vornehme, da man danach bis zu 8 Stunden nicht mehr aufstehen dürfe. Da alle meine bisherigen Tests wirklich ausnahmslos ohne Befund waren, lehnte ich dann diese Untersuchung ab. Zum einen weil sie mir Angst machte und zum anderen weil ich sie zu übertrieben fand.
Der zweite Teil der Neurologietests fand dann wieder im Spital statt. Zuerst durfte ich nochmals für eine gute Stunde in die Röhre. Diesmal habe ich beim Ausfüllen des Formulars jedoch das Kreuzchen am richtigen Ort gemacht und im Voraus eine Beruhigungstablette erhalten. Als ich dann so in der Röhre lag und das *Erdbeben" anfing, spürte ich einen grossen, inneren Frieden. Mir war so schön warm und mein Bett war schön weich. Diese Tabletten hatten es wirklich in sich. Im Nu war die Prozedur vorbei und ich fühlte mich noch eine gute Stunde wie auf rosa Wolken. Herrlich!
Im zweiten Teil ging es darum, die Aktivität des Hörnervs zu testen. Dazu musste ich mich auf ein Bett legen, welches sich in einer kleinen Kammer befand. Ich bekam einen Stöpsel ins Ohr, so wie man sie vom Walkman her kennt. Man sagte mir, dass es enorm wichtig sei, sich total zu entspannen. Der beste Fall wäre, wenn man einschlafen könnte. Da ich eigentlich immer und überall schlafen konnte, dachte ich mir: "Wenn es weiter nichts ist!" Mir wurde noch gesagt, dass der Test ca. 1 Stunde dauern würde und dann verliess der Pfleger die Kammer, schloss die Tür und stellte das Licht aus. Einen kurzen Moment später fing es auch schon an... der Albtraum begann. Ich hörte auf einem Ohr ein Geräusch, dass nur schwer zu beschreiben ist. Ich verglich es mit diesen Maschinen, mit denen die Bauarbeiter den Betonboden auflockern. Dieses Geräusch hörte ich während 15 Minuten mit einer Lautstärke von 75 Dezibel. Danach während 15 Minuten mit 95 Dezibel, bis es dann zum anderen Ohr wechselte für die nächsten dreissig Minuten. Schon etwa nach 5 Minuten war ich nassgeschwitzt. Und total aggressiv. Mir war klar, dass ich mich auf keinen Fall entspannen könnte. Ich bekam da drin total Panik. Es war stockdunkel und ich hörte diesen Lärm, der nicht mehr aufhörte. Mir wurde schwindlig und übel, mein Herz raste. Nach 45 Minuten kam Licht in die Kammer. Ich hatte es geschafft!!! Der Pfleger sah mich etwas bemitleidend an und meinte: "Sie waren überhaupt nicht entspannt, das sieht man bei den Aufzeichnungen. Es tut mir Leid, aber wir müssen das Ganze nochmals von vorne beginnen."
Was mir da durch den Kopf ging, dafür gibt es keine Worte. Jedenfalls keine salonfähigen.
Ich war überzeugt, dass dieser Test nicht nur den Hörnerv testete. Nein, er testete mein ganzen Nervensystem und erneut entdeckte ich neue Grenzen meiner psychischen Belastbarkeit.

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