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Mittwoch, 18. März 2015

Der richtige Weg...

Da ich nun eine 24 Stunden-Begleitung hatte, war es mir nicht mehr möglich ganztags in die Tagesklinik zu gehen. Weil mitnehmen durfte ich Ayana ja nicht. Und zu Hause lassen war auch schwierig, da sie ja ihre Blase nicht lange halten konnte. Zudem war sie von Anfang an extrem anhänglich und hat wild gebellt, wenn ich sie auch nur 10 Minuten alleine gelassen habe.
Ich suchte also das Gespräch mit meiner Betreuerin. Sie sagte mir, dass es nicht erlaubt sei, nur halbtags in der Klinik zu sein. Andererseits gab es dort einen Mann, der immer nur Nachmittags kam. Aber für mich war das nicht erlaubt. Ganz spontan und selber überrascht durch mein Handeln, sagte ich ihr also, dass das in dem Fall mein letzter Tag hier wäre. Denn ich hatte jemanden zu Hause der mich brauchte, der mich genau so nahm wie ich war und der mich liebte. Die Betreuerin rief dann rasch noch 2 Andere zu Hilfe, da sie wohl über meine Worte genau so überrascht war wie ich. Und daraus entstand dann eine richtige Krisensitzung. Sie wollten mich überreden, doch besser in diese geschlossene Klinik zu gehen. Sie sagten, ich sei auf dem besten Weg, mein Leben weg zu schmeissen. Und sie sagten auch, dass Ayana nicht gut für mich wäre. Dass ich durch sie nur meine Probleme verdrängen würde und diese dann noch schlimmer werden könnten.
Dann bin ich geplatzt. Ich weiss nicht mehr, was ich diesen Leuten alles an den Kopf geworfen habe, ich war wie in Trance. So unheimlich wütend. Seit Monaten erhielt ich an diesem Ort null Verständnis, keine brauchbare Hilfe und wurde erneut als Simulantin hingestellt. Und dann kommt ein Wink vom Schicksal und man versucht auch das noch schlecht zu machen.
Ich habe meine Sachen gepackt und bin gegangen. Schnurstracks nach Hause, wo mein kleiner Schatz schon sehnsüchtig auf mich wartete.
Meine Eltern wollten die Kleine anfangs gar nicht kennen lernen. Sie meinten, dass das wohl der unpassendste Zeitpunkt sei, einen Welpen zu adoptieren. "Was ist, wenn du nächste Woche wieder einen neuen Job hast? Was machst du denn den ganzen Tag mit dem Hund?". Im Nachhinein muss ich zugeben: Eine berechtigte Frage. Aber mein Bauchgefühl sagte mir einfach, dass dies der richtige Weg ist. Auch wenn alle dagegen argumentieren; ich hatte selten eine solche Sicherheit, dass es genau so kam, weil es eben so kommen musste.
Ich bin heute so unendlich glücklich darüber, dass ich damals meinen Kopf durchgesetzt habe!

Samstag, 7. März 2015

Kleine Donnerwolke

Da war ich nun angelangt, an diesem Punkt wo ich nicht weiter wusste. Sollte ich wirklich in eine psychiatrische Klinik gehen? Was wenn ich dort auch wieder nicht am richtigen Ort bin?
Dieses Mal musste ich jedoch nicht selber entscheiden. Denn für einmal bekam ich ein deutliches Zeichen vom Schicksal. Es trat jemand in mein Leben,  der alles verändern sollte. Eine kleine Donnerwolke, die mich auf Trab halten würde. Eine Aufgabe. Eine Liebe. Meine Hündin Ayana. Und von heute auf morgen war alles anders. Ich hatte keine Zeit mehr für mich und meine Probleme. Ich hatte einen Vollzeitjob. Ein 12 Wochen alter Welpe, der meine Katzen durch die Wohnung jagte und alle 20 Minuten sein Geschäft verrichtete. Drinnen versteht sich. Also Hundi packen, runter rennen und sie ins Gras setzen. Natürlich musste sie nun nicht mehr. Also wieder zurück in die Wohnung um weiter zu putzen. Gleichzeitig musste sie aber nun wieder und hat in eine andere Ecke gemacht. Aber wenn sie mich dann mit ihren grossen, rehbraunen Augen ansah, hatte ich ihr schon längst alles vergeben. Es folgten etliche schlaflose Nächte, weil die Kleine - auch nachts - natürlich alle 2 Stunden kurz raus musste. Und tagsüber wurde dann wieder die Wohnung auseinander genommen und gespielt. Eines ihrer ersten Lieblingsspielzeuge war ein BH von mir.. Den hat sie durch die Luft gewirbelt und ist ihm freudig hinterher gehüpft. Immer und immer wieder. In der Welpenschule hiess es dann, man sollte das Lieblingsspielzeug seines Hundes mitbringen. "Ayana, wir gehen shoppen! Du MUSST dir ein neues Spielzeug suchen!" Aber am allerliebsten waren ihr natürlich andere Welpen. Da konnte man sich austoben. Und wenn man fertig war mit spielen, dann konnte man sich auch einfach im Wald direkt hinlegen und einschlafen. Mami trägt einem ja dann schon nach Hause. Kein Problem.
In der Welpenschule war meine Kleine die Anführerin. Also nicht im positiven Sinn jetzt. Wenn uns etwas erklärt wurde, dann hat sie sich gerne mal aus ihrem Halsband rausgezogen und die anderen Welpen bellend dazu animiert mitzumachen. Falls andere auch ausbüchsen konnten, war das der Hit. Ansonsten hat sie halt alleine ihre Runden gedreht und ist über die Hindernisse gerannt; man konnte sie jeweils kaum mehr einfangen.
Es musste einfach immer etwas gehen. Und wenn ihr langweilig war, dann hat sie halt eine Klopapierrolle gefressen oder eine Zeitung zerstückelt. Ich war wirklich 24 Stunden am Tag voll abgelenkt. Ich musste nirgends mehr alleine hin, ständig folgte mir meine treue Begleiterin und beschützte mich auch vor bösen Monstern wie dem Föhn, oder dem Staubsauger. Mir konnte also nichts mehr passieren.
"Lass uns unseren Weg zusammen gehen, kleine Donnerwolke!"




Mittwoch, 4. März 2015

Tagesklinik (Teil 3)

In dieser Zeit in der Tagesklinik sind bei mir sehr viele körperliche Veränderungen aufgetaucht. Was mir als Erstes auffiel, waren die Gleichgewichtsschwierigkeiten. Vorallem wenn ich müde war, oder wenn es draussen dunkel war. Dann schwankte ich ab und zu ein bisschen, konnte aber irgendwie nichts dagegen machen. Komisch.
Als Zweites fiel mir noch etwas ziemlich Komisches auf. Wir waren in der Turnhalle beim Sport und spielten Basketball. Ich liebe Basketball über alles. Da konnte ich mich jeweils richtig auspowern. Meine Ausdauer war zwar nicht mehr enorm gut, aber da konnte mich nichts aufhalten. Ich konnte stundenlang dem Ball nachrennen. ... Ich war also wieder mal hinter einem Ball her und hatte ein ziemliches Tempo drauf. Dann wollte ich bremsen, doch das funktionierte nicht. "Hirn an Beine, bitte stoppen!". Aber die Beine rannten weiter und ich erwischte somit den Ball nicht. Das passierte mir dann zwei- dreimal nacheinander und ich war danach total frustriert und verstand die Welt nicht mehr. Ich konnte rennen wie gestört aber nicht mehr anhalten. Bei einem Versuch anzuhalten bin ich sogar hingefallen. Anstatt zu stoppen wurden meine Beine zu Gummi und knickten ein. Was war da bloss los?
Das dritte Symptom war das Allerschrägste. Es kam mir vor, als wäre meine Zunge und meine Lippen "eingeschlafen". Ich hatte kein richtiges Gefühl mehr und es hat so gekribbelt. Man kann es vergleichen mit dem Gefühl, wenn einem nach einer Spritze beim Zahnarzt langsam wieder etwas Gefühl kommt. Man spürt leicht einen Druck, leichtes Kneiffen schmerzt aber noch nicht. Besonders stark wurde dieses Gefühl während dem Essen. Ich konnte mir nicht erklären was das sollte. Ich habe dann mit dem Psychologen darüber geredet und auch mit meiner Betreuerin. Beide meinten: "Also sie haben schon immer merkwürdige Dinge!". Und somit war das Thema erledigt. Ich war ein Mensch, der wahnsinnig viel Wert auf das Erst-Feedback legte. Hatte ich beispielsweise eine Idee, erzählte dieses jemandem und bekam ein negatives Feedback, so habe ich meine Idee wieder verworfen. Da man mich also nun wieder einmal nicht ernst nahm, verschweige denn zu einem Arzt schickte, war  ich wieder auf mich gestellt. Und ich war ja selber unsicher. All meine Ärzte belächelten mich. Ich hatte keine Fachperson, an die ich mich wenden konnte.
Wenn ich das jetzt schreibe, erscheint es mir sehr logisch, dass sich meine psychische Situation in der Zeit noch verschlechtert hat. Ich hatte nicht die Kraft mich durchzusetzen.
Ich hatte zwar wieder eine gute Tagesstruktur und soziale Kontakte. Aber ich war unheimlich wütend. Auf Jeden und Alles. Wieder einmal war ich an einem Ort wo alle nur mit den Ohren zuhören und nicht mit dem Herzen.
Meine Betreuerin meinte dann, dass es in Ihren Augen besser wäre, mich in eine geschlossene Klinik zu überweisen. Weil sie merkte, dass ich da nicht weiter kam und sie überhaupt nicht in mich hinein sah. "Sie sind wahrscheinlich hier bei uns nicht am richtigen Ort, wir können Ihnen nicht helfen!". Diesen Satz hatte ich in den letzten Jahren zur Genüge gehört. Gehörte ich denn überhaupt irgendwo hin?