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Mittwoch, 3. Juni 2015

Das Bad


Einmal war ich mit Ayana unterwegs. Sie liebt es zu baden. Dabei ist es ihr eigentlich ziemlich egal, in welcher Jahreszeit wir uns gerade befinden und welche Temperatur das Wasser hat. Vorallem wenn sie wie eine Verrückte gespielt hat, muss sie sich ja nachher irgendwo abkühlen können. Konnte man das Spielen und Baden verbinden, war sie wunschlos glücklich. Da hatten wir also wieder einmal einen neuen Platz an einem kleinen Fluss gefunden. Kein Mensch weit und breit, der etwa knietiefe Fluss gehörte uns ganz alleine. Wir suchten uns also einen schönen Stock, einen nicht allzu kleinen, denn je mehr er ins Wasser platschte um so grösser der Spass. Zuerst versicherte sich immer wie tief der Fluss war. Wenn das dann mal abgeklärt war, holte sie Anlauf und sprang mit einer ziemlich gekonnten Arschbombe ihrem Stock nach. Sie brachte den Stock dann wieder raus zu mir und das Ganze begann von Vorne. So konnten wir uns gefühlte Ewigkeiten beschäftigen. Eigentlich war es ein schöner, sonniger Herbsttag, doch auf einmal kam ein kalter Wind und es zogen dunkle Wolken daher. Ich warf also noch mal einen letzten Stock als ich plötzlich das Gleichgewicht verlor. Es ging irgendwie alles sehr schnell und ich habe nicht recht mitgekriegt wie es geschah, aber plötzlich lag ich im Fluss. Mitsamt allen Kleidern und Tasche versteht sich. Ayana schaute mich neckisch an und ich war heilfroh, dass mir nichts weh tat. Ich hatte so ein grosses Glück. Hätte ich mir irgendwo den Kopf angestossen, wäre ich wohl einfach da im Wasser gelandet. Bewusstlos. Aber malen wir nicht den Teufel an die Wand. Es ist nichts passiert. Ausser dass ich klitschnass nach Hause laufen musste. Die Leute auf dem nach Hause weg schauten mich relativ schräg an. Jetzt war ich nicht nur die Schwankende, sondern sogar die tropfend Schwankende. Ich hatte noch die Qual der Wahl: Steige ich in den Bus ein oder laufe ich den ganzen Weg? In Anbetracht der Kälte draussen, entschied ich mich für die verachtenden Blicke im Bus. Das waren verdammt lange 15 Minuten.
Leicht irritiert über das Geschehene, begab ich mich zu Hause erstmal in die heisse Badewanne. Das musste ich jetzt verdauen.

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